Barrieren der Woche bei der Mediennutzung
Wir rufen jede Woche die Community in unseren Social Media Kanälen dazu auf, ihre Erfahrungen mit Barrieren zu einem Thema zu melden. Dieses Mal ging es um Mediennutzung. Demokratie gibt es nur mit Öffentlichkeit und Öffentlichkeit wird heutzutage vor allem medial hergestellt. Nur Dinge, die öffentlich verhandelt werden, also allen zugänglich sind, sind auch einer demokratischen Kontrolle zugänglich. Das gilt natürlich auch für Unterhaltung, Information und alle möglichen weiteren Motivationen, Medien zu nutzen.
Die Barrieren fangen schon dabei an, dass manche stationären Wohngruppen gar keinen Internetzugang haben, diese grundlegende Infrastruktur des 21. Jahrhunderts also nicht bereitsteht. Fernsehangebote sind bei Weitem nicht alle untertitelt, manche Untertitel sind zudem auch von schlechter Qualität. Somit können Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen nicht teilhaben. Auch Audiodeskription, die blinden Menschen das Verfolgen von Filmen und anderen Sendungen ermöglichen, gibt es bisher quasi nur im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, die privaten Sender werden nicht verpflichtet, also tun sie auch nichts. Netflix und andere Streamingplattformen haben, wenn überhaupt, Audiodeskriptionen nur auf Englisch. Im Kino sind sie im Prinzip gar nicht zu bekommen, auch Untertitel sind dort höchst selten.
Es gibt mittlerweile digitale Zeitungsangebote, die sich barrierefrei nennen. In aller Regel sind diese jedoch nicht ansatzweise gleichwertig nutzbar und eben doch voller weiterer Barrieren. Wenn Medieninhalte nur im Print verfügbar sind, können Menschen mit Sehschwierigkeiten diese nur schwer vergrößern. Die Zusatzfunktionen vieler digitaler Angebote wie Suchmasken und Scrollbalken sind ebenfalls schwer zu bedienen, wenn sie nur ganz klein am Rand stehen und nicht auf andere Weise angesteuert werden können.
Das ist nur ein winzig kleiner Einblick aus der Community, es gibt auch hier noch viel zu tun. Dass die allermeisten Medien für viele Menschen höchstens eingeschränkt nutzbar sind, ist auch ein Demokratieproblem. Teilhabe muss endlich allen ermöglicht werden!
Teilhabe ist ein Menschenrecht!
Solange Menschen noch glauben, dass Barrierefreiheit ein Neis II have ist, dass es willkürlich durchgeführt werden kann, oder auch nicht… Wird sich wohl nichts grundlegendes ändern.
Deshalb ist es gut, dass wir miteinander lauter werden. Informieren, Möglichkeiten aufzeigen. Es ist für Menschen, die Barrieren selbst noch nicht kennen gelernt haben, schwer, sich auch nur annähernd vorzustellen, was es für Auswirkungen Hat, wenn eine Barrierefreiheit da ist oder eben auch nicht.
Helfen wir diesen unwissenden Menschen zum Durchblick. Damit sie nicht weiter behindert sind*lächel
Zitat aus dem vorigen Kommentar: „Helfen wir diesen unwissenden Menschen zum Durchblick.“ Das ist tatsächlich nochein weites Feld, das es zu bespielen gilt. Ich habe nun zwei Jahre Aufbauarbeit für ein hoffentlich weitestgehend barrierefreies Webangebot (gerne prüfen: http://www.inklusive-ortenau.de) hinter mir, mit unglaublich Spaß an der Aufgabe, Information für möglichst viele Menschen nutzbar zu machen. Bei Fortbildungen, Sitzungen etc. habe ich so viele Leute getroffen, die sich noch nie ansatzweise Gedanken gemacht haben, wie andere z.B. das Internet nutzen („Wie navigiert man denn ohne Maus???“, ZItat einer Mitarbeitenden aus einer Landesbehörde), dass ich glaube, es geht weniger darum, die Umsetzung hinzukriegen, sondern darum, überhaupt über Umsetzung nachzudenken. Antreten gegen Barrieren im Netz heißt allzu oft antreten gegen Unwissenheit und Gedankenlosigkeit und wohl auch Ignoranz. Dietechnischen Möglichkeiten sind da, man muss sie anwenden wollen.